Der Gedanke, in einer Arbeitsgemeinschaft Botanischer Gärtner Ideen besser austauschen zu können ist wesentlich älter als die juristische Gründung des eingetragenen Vereins. In alten Gartenzeitschriften sind immer wieder Veröffentlichungen zu finden, die in eine solche Richtung gewiesen haben – aber bis zum Jahre 1935 nicht verwirklicht wurden. So schrieb z. B. der ehemalige Königliche Garteninspektor des Botanischen Gartens der Universität Greifswald, J.O.F. Dotzauer in der Neuen allgemeinen Garten- und Blumenzeitung, Nr. 8, Hamburg 1849, einen 23seitigen Artikel mit dem Titel „Der botanische Gärtner – Eine Beleuchtung dessen, was den botanischen Gärten im Allgemeinen mangelt, woran sie leiden und was für sie nöthig ist”. Eine andere Publikation (Allgemeine Gartenzeitung, Nr. 33-43, Berlin 1849) befasst sich in einer ganzen Artikelserie im gleichen Jahr mit der kausalen Thematik und nennt sie „Ueber die botanischen Gärten und das Verhältniß zwischen den ersten praktischen Gärtnern und den Vorstehern derselben”. Wenn man diese Veröffentlichungen liest, wird verständlich warum es so lange gedauert hat bis sich eine Arbeitsgemeinschaft zusammenfinden konnte. Lockere Kontakte untereinander wird es, den Zeiten entsprechend, immer gegeben haben.
1935 kam es unter den damaligen politischen Verhältnissen zu einem ersten gemeinsamen Treffen. Im nationalsozialistischen Staat erfolgte eine Gleichschaltung der Berufsstände und es wurde innerhalb der Fachgruppe Behördengartenbau im Reichsnährstand eine Unterfachgruppe „Botanische Gärten” geschaffen. Im Jargon der damaligen Zeit hieß es da u. a.: ”Mutig griff darum unser Fachgruppenführer Wiesemann in die Speichen und rief die kaum ein Viertelhundert an der Zahl übersteigenden Mitglieder unserer kleinen Sondergruppe zu einer ersten Tagung in München zusammen” (Zitat aus: Gartenflora, 84. Jahrg., November + Dezember Hefte, Berlin 1935, „Erste Tagung der Gartenbeamten an den botanischen Gärten Deutschlands in München vom 12. bis 15. August 1935”). Ein sehr ausführlicher Bericht dokumentiert diese Geburtsstunde unserer Arbeitsgemeinschaft, die sich durch Krieg, Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands in ihren Inhalten stets geschickt und pragmatisch über versuchte parteipolitische oder sogar auflöserische Tendenzen hinwegsetzte und immer enge persönliche Kontakte zueinander pflegte. Aus der damals kleinen Gemeinschaft entstand so eine große Familie, die über Ländergrenzen hinaus den Zusammenhalt aller Botanischen Gärten und botanischen Sammlungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch erfolgreich pflegt.
Zum weiterlesen: 60 Jahre Arbeitsgemeinschaft der Technischen Leiter Botanischer Gärten (pdf – 584 KB; leider ohne Bilder)